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19.07.2017
Nummer eins ganz selbstbewusst
Selbstbewusste Nummer eins bei den Wilhelmshöhe Open: Jeremy Jahn. Foto: Dieter Schachtschneider
Kaiserwetter auf den „Prinzenplätzen“ in Wilhelmshöhe. Fast 36 Grad machten vor allem den Zuschauern am zweiten Hauptfeldtag der Wilhelmshöhe Open zu schaffen, die Spieler sind solche Bedingungen eher gewöhnt.
Gegen Abend zog mit den ersten dunklen Wolken auch der Wind auf. Und der ist an der Burgfeldstraße öfter mal tückisch. Diese Erfahrung machte auch Vorjahresfinalist Julian Lenz bei seinem Zweisatz-Erfolg über den Australier Matthew Dellavedova. Solide erledigte der 24-Jährige seinen Job, musste sich aber erstmal an die Bedingungen gewöhnen. „Die Bälle sind sehr weit geflogen“, sagte er nach dem mit 6:3, 6:4 gewonnenen Match. Gewöhnen musste sich der Grünberger auch an die hohen Spinbälle seines Gegners, dessen Cousin denselben Namen trägt und ein Star in der NBA ist. „Da hatte ich zuviel Zeit“, so Julian Lenz, „und war wohl manchmal ein bisschen zu kreativ.“ War aber nicht weiter schlimm, denn die erste, nicht immer einfache, Aufgabe im Turnier ist erledigt.
Selbstbewusst präsentiert sich der Turnierfavorit bei den Wilhelmshöhe Open. Jeremy Jahn (ATP 237), Nummer eins der Setzliste, startete mit einem 6:1, 3:6, 6:1-Dreisatz-Erfolg gegen den Argentinier Franco Agamenone (ATP 425), der auf den letzten Drücker noch aus der Topliste der acht Gesetzten herausgefallen war. „Der erste Satz war fabelhaft“, so der Bad Tölzer nach dem Match. Sein Gegner versuchte viel, aber es gelang kaum was. Danach stellte der Argentinier sein Spiel mehr auf serve and volley um. „Das hat er gut gemacht“, befand dann auch sein Gegner. Aber so Jeremy Jahn, „da war ich wohl auch zeitweise nicht richtig anwesend.“ Der dritte Satz verlief dann wieder nach Plan, da war Jeremy es, der seinem Kontrahenten das Spiel aufdrückte. Der Auftakt eingetütet. Nach dem Wechsel in die TennisBase Oberhaching, wo er mit vielen auch in Kassel bestens bekannten Spielern wie Vorjahressieger Yannick Hanfmann oder Maximililan Marterer bei Lars Uebel trainiert, läuft es wieder für den 27-Jährigen. Nach dem zuletzt knapp verlorenen Finale gegen Daniel Brands in Kramsach (Österreich) und zwei knappen Matches gegen die in der Weltrangliste deutlich höher platzierten Paul Henry Matthieu und Facundo Bagnis in Lyon und Todi fühlt sich der in München lebende Jahn bestens gerüstet für die WO. Dass er in Wilhelmshöhe als Nummer eins gesetzt ist, macht ihm keinen Druck. Schließlich stand er schon mal auf Position 161 und will auch bald wieder in diesem Bereich sein.
Sebastian Fanselow (ATP 340) konnte ebenfalls durchatmen. Der für Eintracht Frankfurt spielende Essener gewann sein Auftaktmatch gegen den Niederländer Niels Lootsma (ATP 437) mit 7:6, 6:3. „Das erste Spiel in einem Turnier ist nie leicht, aber ich bin froh, meinen Rhythmus gefunden zu haben“, so der 25-Jährige, „meine Performance war gut, ich bin zufrieden mit dem Sieg.“ Nach einer Bauchmuskelzerrung ist es für die Nummer fünf der Setzliste wieder das erste Turnier.
Mit dem an Nummer sieben gesetzten Tomas Lipovsek-Puches (ATP 386) erwischte es gestern bereits den dritten Spieler der Setzliste. Gegen den 21-Jährigen Jan Choinski (Koblenz) gewann der Argentinier zwar den zweiten Satz, im ersten und dritten machte der lange Youngster aber mit jeweils 6:1 kurzen Prozess. Noch schneller ging‘s bei Mats Moraing. Der an vier gesetzte Mülheimer ließ den jungen Louis Weßels beim 6:1, 3:6, 6:3 nur im Mitteldurchgang etwas Hoffnung. Das Achtelfinale komplettierten gestern Christopher Heyman (Belgien), Routinier Jurgen Zopp (Estland), Vorjahres-Doppelsieger und Maximilian Neuchrist (Österreich).
Jeremy Jahn (München) und sein spanischer Partner Enrique Lopez-Perez warfen im Doppel die Nummer eins der Doppel-Setzliste, Fernando Romboli nund Caio Zampieri (Brasilien) mit 6:2, 6:3 aus dem Turnier. Jahn und Lopez-Perez sind ein interessantes Duo. Beide spielen für Blau-Weiß Halle in der Tennis Point-Bundesliga, haben aber noch nie als Doppel zusammen gespielt. „Wir wollen mal testen, ob das funktioniert“, so Jeremy Jahn, „kann ja auch für die Liga gut sein.“ Mats Moraing und Tom Schönenberg stehen ebenso im Viertelfinale wie Titelverteidiger Maximilian Neuchrist mit seinem neuen Partner David Pichler (beide Österreich). Der große Pechvolgel gestern war Alexander Mannapov. Erst schmerzte der Rücken (vielen Dank an Dr. Peter Kentsch in Baunatal für die spontane Hilfe!), dann gab‘s Probleme mit dem Auto und anschließend das verlorene Doppel mit Artem Kapshuk gegen Lukas Rüpke und Elmar Ejupovic.