14.07.2015

Krawietz und das "komische Spiel"

Die Fans hatte er wie so oft in den letzten Jahren auf seiner Seite. Aber Kevin Krawietz (ATP 491) spannte sie ganz schön auf die Folter, bevor sein Erstrunden-Erfolg gegen Aleksandar Lazov (ATP 324) in trockenen Tüchern war. Der Coburger schüttelte noch Minuten nach dem Match den Kopf und war irgendwie selbst ein bisschen erstaunt über die plötzliche Wende. 4:6 hatte der 23-Jährige den ersten Satz abgegeben, im Tie Break in Durchgang zwei lag Krawietz schon 0:4 und 2:6 hinten. Doch irgendwie verlor der bulgarische Meister von 2012 und Daviscup-Spieler urplötzlich den Faden. Vier Matchbälle wehrte der Wilhelmshöhe Open-Finalist 2011 und Sieger im Doppel 2008 ab, gewann den zweiten Satz schließlich und kam zurück ins Match. "Ein komisches Spiel", befand er nach dem 6:4 in Satz drei schmunzelnd. Er musste sich auf das wechselhafte Spiel seines ein Jahr älteren Kontrahenten einstellen, mal langsam, mal schnell. "Das", so Krawietz, "war nicht einfach." Der erlösenden Blick nach dem Matchball in Richtung Tribüne, wo Daviscup-Teamchef Michael Kohlmann immer wieder motivierte, sprach da Bände. Das Kasseler Publikum jedenfalls hatte zum zweiten Mal am ersten Hauptfeldtag Grund zur Freude.

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Foto: Julian Lenz (Frankfurt) gewann sein Erstrundenmatch bei den Wilhelmshöhe Open gegen Javier Marti souverän. (Foto: Dieter Schachtschneider/WO.)

Zuvor hatte bereits Julian Lenz (ATP 674) die Nummer sieben des Sets, den Spanier Javier Marti (ATP 379) eliminiert. Mit 7:6, 6:3 war es für den Gleissener aber eine zügigere Angelegenheit. "Solide gespielt", brachte es der 22-Jährige auf den Punkt, der jüngst seinen dritten Hessenmeistertitel holte. "Ich musste mich erst an die Platzverhältnisse gewöhnen", analysierte Lenz, der den Umstieg vom eher stumpfen Trainingsbelag auf den rutschigen Court 4 in Wilhelmshöhe dann aber bestens bewältigte. Dazu ein guter Service, Marti hatte, so sah es auch Lenz selbstbewusst, im zweiten Satz, nicht viel zu bestellen. Bei den Wilhelmshöhe Open ist Julian Lenz inzwischen ebenfalls bestens bekannt, diesmal reichte es auch ohne Wild Card fürs Hauptfeld. Den Sommer über ist er jetzt wieder in Deutschland und nutzt die semesterfreie Zeit für Turniere und Clubspiele für den TC Bad Homburg. Denn Julian studiert seit zwei Jahren in Waco (Texas, USA) und findet dort beste Bedingungen für Studium und Sport vor. Dass er zurzeit bestens in Form ist, hat er kürzlich beim Challenger Marburg Open unter Beweis gestellt, wo er erst nach harter Gegenwehr in drei Sätzen gegen den ehemaligen Weltranglisten-Zwölften Paul-Henri Matthieu verlor.

Die Nummer eins der Setzliste, der Spanier Oriol Roca Batalla (ATP 236) hatte gegen Philip Davydenko (Russland, ATP 439) beim glatten 6.3, 6:4 keinerlei Mühe.

Mit Krawietz und Lenz haben es zwei Youngster bereits in Runde zwei geschafft, die anderen deutschen Talente wollen es ihnen bei durchaus lösbaren Aufgaben am Mittwoch ab 11 Uhr nachmachen. Schade nur, dass da mit Maximilian Marterer und Robin Kern zwei Wild Card-Inhaber bereits aufeinander treffen. Ins Hauptfeld schafften es nach den Qualifikations-Überhang-Matches vom Vortag noch Sjors van der Velden (Niederlande), Björn Petersen, Jan Meyer (beide Deutschland) und der Brite Imran Aswat, als Lucky Loser rutschte Julian Onken noch ins 32er-Feld. Und der trifft nun in Runde eins ausgerechnet wieder auf Leon Schütt, der ihn in der Quali-Endrunde in drei Sätzen besiegt hatte. Ein spannendes Wiedersehen - übrigens auch auf demselben Court.

Für ein Highlight sorgte bei den insgesamt ausgetragenen sechs Erstrunden-Doppeln der für den TC 31 Kassel spielende Marcus Smith, der an der Seite von Benedikt Henning (Frankfurt) mit 6:4, 4:6 und 14:12 gegen David Forchap/Tim Heger gewannen.

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